Fragen zum Zeppelin

Hier ein paar Fragen aus der Leserunde bei Lovelybooks zum Zeppelin:

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Buch über einen Zeppelin und dessen Geschichte zu schreiben? Gibt es eigentlich die Möglichkeit so ein Flugobjekt noch zu nutzen? Nennt man das dann fliegen oder fahren? Beim Ballon heißt es fahren oder?

Den Grundstein zu dem Projekt hat Thorwald gelegt. Seit Jahren hat er in den Illustratorenschlangen der Verlage auf den Messen in Frankfurt und Bologna gestanden um seine Arbeiten zu zeigen. Schon in der Zeit hat er viel Technik in seinen Bildern gehabt, allerdings standen zunächst alte Eisenbahnen und Loks im Fokus. Der Gerstenberg Verlag war grundsätzlich interessiert, was aber erstmal nichts heißt. Erst als er 2012 seine Diplomarbeit zum Thema Zeppeline erstellt und die an die Lektorin geschickt hat, war die Aufmerksamkeit da. Denn auf der letzten Seite war ein Bild von Werner Franz, dem Kabinenjungen der Hindenburg. Daraus entstand die Idee, ein Buch über ihn zu machen.

In den letzten Jahren hat es einige Initiativen gegeben, den Zeppelin zu reaktivieren. Das größte Projekt war in Brandenburg angesiedelt. Der Cargo-Lifter sollte in der Logistik die Lücke zwischen Fernverkehr und Kleinstzustellung schließen. Mit Zeppelinen – so lautete die Idee ungefähr – kann man Güter punktgenau auch in Ballungsgebiete liefern, ohne im Stau zu stehen. Leider ist die Idee nicht aufgegangen und in dem Hangar ist heute ein Freizeitpark.
Hin und wieder sehen wir am Himmel Fluggeräte, die wie ein Zeppelin aussehen. Quasi riesige Werbebanner. Das sind allerdings sogenannte Prall-Luftschiffe. Das heißt, sie sind wie Ballons vollständig mit Helium gefüllt und haben kein Gerüst. Die Hindenburg hingegen war ein Starrluftschiff mit einem Aluminiumgerüst, in dem sich wiederum Gaszellen befanden.
Am Bodensee gibt es allerdings seit ein paar Jahren auch wieder die Möglichkeit, mit einem echten Zeppelin zu fliegen. Der Zeppelin-NT ist der direkte Nachfolger der Luftschiffe aus den 1930er-Jahren und wird im Grunde auch von der gleichen Firma betrieben. Diese Zeppeline sind deutlich kleiner als Hindenburg und Graf Zeppelin, funktionieren technisch auch etwas anders und dienen ausschließlich touristischen Zwecken.
Und aktuell wird der Zeppelin-NT für die Erforschung von Meeresströmungen in der Ostsee (wenn ich das richtig im Kopf habe) genutzt. Ist ganz spannend, weil er viel bessere Eigenschaften als Ballone, Flugzeuge oder Helikopter hat.

Die Fortbewegung – ja, das ist eine spannende Frage. Zeppeline fahren grundsätzlich. Ballone und Schiffe auch. Flugzeuge hingegen fliegen. Das hat meines Wissens damit zu tun, dass Zeppeline leichter als Luft sind und auf/in dieser Luft schwimmen. So wie Schiffe. Flugzeuge brauchen im Gegenzug dazu den Antrieb durch Propeller und die Geschwindigkeit, um an Höhe zu gewinnen. Logischerweise muss man bei den neuen Zeppelinen-NT auch von fliegen sprechen, denn soweit ich weiß, reicht bei denen das Helium allein nicht für den Auftrieb, sondern sie haben zusätzlich drei Ruder und diverse Propeller.

Was mich immer interessiert, welches sind Ihre Lieblingsbücher aus dem Kinder- und Jugendbuchbereich?

Mir fällt die Auswahl immer etwas schwer, weil ich von vielen Büchern angefixt bin und mich dann nicht entscheiden kann. Aber ich will es versuchen.
Sehr beindruckt hat mich „House of Secrets“ von dem amerikanischen Autorenduo Vizzini/Columbus.
Zu Herrndorfers „Tschick“ brauche ich vermutlich nicht viel sagen. Meine Meinung: Umwerfend.
„Eine wie Alaska“ von John Green ist mir unter die Haut gegangen wie kaum ein anderes Buch.
„Bunker Diarys“ von Kevin Brooks ruft bei mir schaurigen Grusel hervor.
„Coolman“ von Rüdiger Bertram ist witzig und spannend zugleich.
Ursula Poznanskis „Erebos“ kann ich immer wieder sehr empfehlen.

Und dann sind da noch die üblichen Verdächtigen, die meiner eigenen Kindheit entsprungen sind: Ronja und die Brüder Löwenherz, Jim Knopf, Momo und die Unendliche Geschichte, die Schatzinsel und Robinson Crusoe. Ich könnte jetzt stundenlang weitermachen, aber das ist ja jetzt leider nicht Sinn der Sache 😉

Bei der Fahrt nach Rio haben wir uns die Frage gestellt, wie lange denn ein Zeppelin in der Luft sein kann, ohne Gas nachzufüllen oder Treibstoff für die Motoren zu tanken?

Das Gas braucht eigentlich nicht oft nachgefüllt werden. Die Gaszellen waren ja ziemlich dicht und abgelassen wurde das Gas nur in Ausnahmefälle. So ist mein Wissen zumindest.
Der Treibstoff war in großen Tanks im Bauch des Zeppelins untergebracht. Und das musste für sehr lange Touren reichen. Die Route von Frankfurt nach Rio hat ja in der Regel schon vier Tage gedauert. Und das Luftschiff „Graf Zeppelin“ ist sogar einmal um die ganze Erde gefahren. Natürlich ist er dabei auch gelandet, aber zwischen Berlin und Tokyo beispielsweise gab es keine Gelegenheit zum Nachladen.

Es gab immer einen gewissen Gasverlust, der aber nie besonders hoch war. Treibstoff nachtanken musste man schon öfter. Aber Zeppeline sind sehr sparsam. Die Motoren sorgen ja nur für den Vortrieb nicht für den Auftrieb. Dadurch war der Treibstoffverbrauch verhältnismäßig gering. Die Hindenburg war aerodynamisch konstruiert, sodass sie dem Wind wenig Widerstand bot. So ähnlich wie bei einem Flugzeug.

Was passiert eigentlich genau in der Motorengondel?

In der Maschinengondel arbeitete immer ein Maschinist, der sich um einen Motor kümmerte. Drei oder vier Maschinisten waren im Schichtdienst jeweils für einen Motor zuständig, denn der lief ja die ganze Zeit.
Die Aufgaben der Maschinisten waren natürlich zum Einen, die Geschwindigkeit des Motors und damit des Propellers einzustellen. Dazu kamen über den Maschinentelegrafen die Befehle aus der Führergondel.
So ein Motor war damals ein riesiges Ding. Und da musste permanent Öl an alle möglichen Stellen gegossen werden, damit der Motor rund lief. Er musste gereinigt und gewartet werden, damit er nicht ausfiel. Genau das ist auch immer wieder passiert. Mitten über dem Atlantik. Das war erstmal nicht schlimm, wenn ein einzelner Motor ausfiel, denn es waren ja vier Motoren am Zeppelin. Aber es ist auch vorgekommen, dass mal zwei oder sogar drei Motoren auf einmal kaputt gingen. Dann wurde das Luftschiff nur noch von einem einzigen Motor angetrieben und war sehr langsam. Dann mussten die Maschinisten alle aus dem Bett und sofort mithelfen. Keiner konnte sich davor drücken.
Und noch etwas: In diesen Motorengondeln muss es wahnsinnig laut gewesen sein. Und da war natürlich keine Sicherung – der sechs Meter große Propeller wirbelte direkt dahinter im Kreis. Und daneben ging es tief runter.

Und die Passagiere?

Eine Fahrt mit dem Zeppelin über den Atlantik nach Rio de Janeiro oder nach New York war ziemlich teuer. Die kostete damals so viel wie ein Auto. Oder so viel, wie ein einfacher Arbeiter in einem ganzen Jahr verdiente.
Das heißt also, dass nur diejenigen mitfahren konnten, die richtig viel Geld hatten. Allerdings war es damals richtig schick, mit einem Zeppelin zu fahren. Damit konnte man ziemlich gut angeben.
Die Passagiere waren also reich. Einige machten eine Luxusreise, andere waren beruflich unterwegs. Und sie ließen es sich an Bord des Zeppelins richtig gut gehen. Im Grunde war das ein fliegendes Luxushotel. Es gab Champagner und allerbestes Essen. So lange der Flügel noch an Bord war, spielte man Musik. Sehr oft haben die Passagiere natürlich an den Fenstern gestanden und rausgeguckt. Über dem Meer war das manchmal ein bisschen eintönig, aber hin udn wieder waren Delfine zu sehen oder ein Schiff war tief unter dem Zeppelin auf dem Wasser. Über Land sahen die Passagiere natürlich die Städte und Dörfer, die Berge und Flüsse von oben. Ich glaube, die haben da ziemlich viel Spaß gehabt.
Angeblich war die Reise viel angenehmer als mit einem Schiff, weil es keinen Seegang gab. Die Passagiere wurden also nicht seekrank. Aber auf einer Fahrt zumindest war das anders: In einem Sturm hat das Luftschiff so stark geschwankt, dass sich alle Passagiere übergeben haben. Das war bestimmt nicht schön…

Wie hoch sind diese Zeppeline über Land und über Wasser eigentlich unterwegs gewesen?

Ganz grob kann man sagen etwa 800 Meter, sodass man während der Fahrt die Fenster aufmachen konnte. Die Maschinisten hatten meines Wissens nach 2-Stundenschichten, weil die Belastung echt enorm war. Sie waren sehr dick eingekleidet. Auf der Illustration sieht er deswegen auch fast aus wie ein Maulwurf…
Generell muss sich vor allem auf der Nordamerikafahrt die Uniformen mit recht dicken Stoffen vorstellen. Und sie hatten auch die Möglichkeit sich nochmal etwas unter die Uniformjacke zu ziehen.
Auch im Schiff war es bestimmt nicht warm, zumindest nicht für die Besatzung.

Dass man die Fenster während des Fluges öffnen konnte! Bei den heutigen Sicherheitsstandards wäre das bestimmt nicht möglich. Oder ist das bei den „modernen“ Zeppelinen noch so? Auch die Arbeit in den offenen Motorengondeln finden wir sehr aufregend. Das ist heute wohl auch anders gelöst!?

In den modernen Zeppelinen sitzt man wie in einem Flugzeug hintereinander festgeschnallt auf Sitzen. Und die Fenster sind so weit ich mich erinnere, relativ klein. Rausfallen ist da also so gut wie unmöglich.
Diese Motorengondeln waren tatsächlich nicht ohne. Weiter oben schrieb ich schon, dass es wahnsinnig laut, total windig und extrem gefährlich war. Die Maschinisten haben in 2-Stunden-Schichten gearbeitet. Anders ging das offenbar nicht. Beim aktuellen Zeppelin NT sind die Motoren viel kleiner, leiser und handlicher. Sie sind in alle Richtungen drehbar und es sitzt kein Mechaniker mehr drin. Die müssten auch winzig sein 😉

Die Infos über die Post auf Seite 20 finde ich toll. Auf die Idee das Briefe mitgenommen wurden bin ich noch gar nicht gekommen.

Die Post war sogar einer der wichtigsten Wege zur Finanzierung der Zeppeline. Die Postsäcke waren (wenn ich das richtig im Kopf habe) 150 Kilo schwer. Da kannst du dir ungefähr ausmalen, wie viele Briefe das gewesen sein müssen.

Die kleinen Kästchen mit den Erklärungen, zum Beispiel zu den Nationalsozialisten und der Wirtschaftskrise, sind prima. Tatsächlich kamen wir beim Lesen sehr ins Plaudern und Fragen, was ich sehr schön finde. Die Kinder hatten beim ersten Durchblättern die Nazikreuze entdeckt und waren erstmal geschockt… die Geschichte hat dann doch einiges erklärt.

Ich finde es so wichtig, dass Bücher auch Fragen aufwerfen. Was ist das? Wozu war das da? Warum tun die das? Kinder sollen und müssen Fragen stellen (dürfen). Dadurch entsteht Kommunikation. Und wenn man sich unterhält, wenn sich ein Kind dafür interessiert, weshalb die Hakenkreuze auf den Seitenrudern waren, dann beginnt es mit der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Das ist besonders in diesen Zeiten, in denen einige Kräfte versuchen, die Vergangenheit abzuschließen oder wegzuwischen, ganz besonders wichtig.
Bücher können dazu beitragen, dass Kinder zu denkenden und kritischen Menschen werden.

Lustig, dass die Zeppelin Route ausgerechnet nach Rio führte… warum das? Ich hätte jetzt eher auf eine Route nach Nordamerika getippt. Waren es nur diese zwei Zeppeline, die Passagiere transportierten? So eine Fahrt war bestimmt wahnsinnig teuer, oder?

Im Sommer war die Fahrt über den Nordatlantik, also nach New York, viel zu gefährlich. Die Stürme hätten mit dem Luftschiff gemacht, was sie wollen. Und die Schäden wären enorm gewesen. Mal ganz abgesehen davon, dass das für die Passagiere nicht besonders angenehm gewesen wäre. Als hat man im Winter die Route nach Brasilien bedient. Im Sommer kamen dann die Fahrten nach New York dazu.
Die „Graf Zeppelin“ und die „Hindenburg“ haben quasi regelmäßig diese Strecken befahren. Wie ein Passagierschiff, dass immer hin und her fährt. Es gab sogar regelmäßige Abfahrtspläne.
Und ja: Ein Ticket war richtig teuer. Es hat so viel wie ein Auto gekostet. Oder so viel wie ein einfacher Arbeiter im ganzen Jahr verdiente.

Zu meiner Schande muss ich gestehen das ich dachte, die Passagiere würden sich nur in der Kabine aufhalten, die unten am Zeppelin ist. Aber zu meiner Erleichterung wurde dann erwähnt das es in dem anderen Zeppelin tatsächlich so war.

Auch ich habe lange gedacht, die Passagiere seien in der Gondel untergebracht gewesen. Bei der „Graf Zeppelin“ war das ja auch noch so. Aber dadurch konnte viel zu wenig Passagiere mitfahren. Also hat man dann die Passagierdecks in der „Hindenburg“ gebaut.

Das mit den Postsäcken, die per Fallschirm abgeworfen wurden wusste ich auch nicht! Sehr interessant! Der Zeppelin hat also keinen Zwischenstopp gemacht zwischen Frankfurt und Rio? Also ist nicht gelandet?

Eine Landung war immer mit enormem Aufwand verbunden. 250 Leute mussten das Luftschiff dann festhalten. Also hat man meist einfach die Postsäcke mit einem Fallschirm abgeworfen und neue Säcke hochgezogen. Dazu stand dann der Zeppelin über einem Platz mehr oder weniger ruhig in der Luft, ist aber nicht gelandet.

Was ich nicht so richtig verstanden habe ist, wie in Zeppelin landet. Es müssen ziemlich viele Leute am Boden mithelfen, das ist ja auch unglaublich, aber der Zeppelin geht schon auch eigenständig tiefer, oder?

Durch die Höhenruder konnte ein Auf- oder Absteigen des Zeppelins ausgelöst werden. Manchmal hat man dazu auch noch ein bisschen Gas abgelassen und umgekehrt Ballastwasser. Für die Landung selbst ging der Zeppelin weit runter und dann hat man lange Taue heruntergelassen. 250 Männer haben die Enden gepackt und das Luftschiff nach unten gezogen. Meter für Meter. Bis es an dem großen Ankermast festgemacht wurde. Dann erst konnte die Passagiere ein- und aussteigen.

Und dann ist da noch die Frage, die vielen Kindern unter den Nägeln brennt, wenn ich ihnen vom Zeppelin erzähle: Wenn man mehrere Tage unterwegs ist und es Klos gibt, was passiert dann mit den Exkrementen, den Fäkalien, dem Aa?

Nun, beim Start des Zeppelins wird ja alles genau ausgewogen, weil jede Gewichtsveränderung Einfluss auf die Fahreigenschaften hat. Außerdem kann man ja nicht einfach alles nach unten wegfallen lassen. Deshalb gab es große Fässer, in denen das Dreckwasser, also auch alles, was im Klo landet, gesammelt wird. Nach der Landung wurde das Fass dann geleert.

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